Warum verwechseln wir manchmal links und rechts, obwohl wir genau wissen, was was ist?
Hatten Sie schon einmal Schwierigkeiten, links und rechts zu unterscheiden? Wenn ja, machen Sie sich keine Sorgen: Das ist ein ziemlich häufiges Phänomen. Hier erfahren Sie, wovon es abhängen kann und warum.
Links und rechts erkennen - ein Problem der Semantik
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Wenn Sie sich schon einmal verloren oder verwirrt gefühlt haben, als das Navi Sie aufforderte, nach rechts abzubiegen, oder wenn Sie einige Augenblicke nachdenken mussten, als jemand Sie aufforderte, die linke Hand zu heben, dann haben Sie sich wahrscheinlich unwohl gefühlt und sich gefragt, wie es möglich ist, eine so elementare Aufgabe "kompliziert" zu finden. Doch dieser Zweifel betrifft mehr Menschen, als Sie sich vorstellen können, und Sie sind sicher nicht der Einzige, der dieses seltsame Gefühl erlebt hat. Von klein auf werden uns diese beiden Richtungen beigebracht, und doch ist es nicht immer und nicht für jeden ein Automatismus, sich eher der einen als der anderen Seite zuzuwenden.
Warum ist das so? Einer der Hauptgründe liegt in der Semantik, d. h. in der Bedeutung eines Wortes. Jedes Wort, das wir kennen, hat eine genaue Bedeutung und macht uns nicht besonders stutzig. „Zuhause" ist der Ort, an dem wir wohnen, "Arbeit" der Beruf, den wir ausüben, "Essen" die Dinge, die wir essen. Aber "rechts" und "links" sind Begriffe, die keine klare Identität haben. Wenn uns jemand sagen würde, in welche Richtung wir schauen sollen, würden wir bei der Aufforderung "oben" ohne weiteres den Blick zum Himmel richten, genauso wie wir bei der Aufforderung "unten" nach unten schauen würden. Das Gleiche gilt für "vorne" und "hinten", die leicht zu erkennen sind. Kurz gesagt, "oben", "unten", "vorne" und "hinten" haben eine klare und unmittelbare Valenz, was man von "rechts" und "links" nicht behaupten kann, die wir als mehrdeutige Wörter definieren können.
Einer von drei Menschen kann nicht automatisch zwischen links und rechts unterscheiden
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Im alten Rom war dieses Problem weniger ausgeprägt, da beide Wörter eine genaue Bedeutung hatten, die über die Richtung, in die man gehen oder seinen Blick richten sollte, hinausging. Der Begriff "dexter", d. h. rechts, bezog sich auf gute, positive und wohlwollende Dinge, während "sinister", d. h. links, auf Unglück und Negativität hinwies. Bei uns sind die Dinge etwas komplizierter, und viele Menschen greifen auf ganz individuelle Muster zurück, um diese beiden gegensätzlichen Richtungen in ihren Köpfen zu fixieren, die sich oft in der Kindheit entwickelt haben. Zum Beispiel wurde uns in einer bestimmten Erinnerung und in einem bestimmten Kontext gesagt, dass die Wand links von uns ist, direkt neben unserer Schulbank, und der Rest des Raumes rechts.
Wann immer wir die rechte Seite erkennen müssen, können wir auf diese spezielle Erinnerung zurückgreifen. Oder wir können uns auf den menschlichen Körper beziehen: Unser Herz befindet sich auf der linken Seite und wir müssen nur an den Herzmuskel denken, um unsere Gesten zu steuern. Untersuchungen haben ergeben, dass etwa 15 Prozent der Menschen nicht automatisch zwischen rechts und links unterscheiden können, sondern auf gezielte Denkstrategien zurückgreifen müssen. Der Grund dafür ist, dass die beiden Richtungen im Gegensatz zu anderen Richtungen nicht physisch greifbar sind und sich nicht eindeutig voneinander unterscheiden lassen. Außerdem sind sie mit dem Standpunkt des Beobachters verbunden, so dass Ihre linke Seite für jemand anderen die rechte sein kann, was zu weiterer Verwirrung führt.
Rechts und links, ein komplexer mentaler Prozess
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Während also einige Menschen von Natur aus zwischen rechts und links unterscheiden können, müssen alle anderen einen mentalen Prozess durchlaufen. Hinter dieser Unterscheidung stehen komplizierte neurologische Prozesse, die verschiedene kognitive Funktionen wie Sprache, Gedächtnis, visuelle und räumliche Verarbeitung und die Fähigkeit, Objekte in Gedanken zu drehen, betreffen. In vielen Bereichen, von der Luftfahrt bis zur Medizin, ist die Unterscheidung von links und rechts so wichtig, dass präzise Techniken erforderlich sind, um Fehler zu vermeiden, die schwerwiegende Folgen haben könnten. Äußere Geräusche, Ablenkungen und kontextbedingte Verwirrung sind alles Faktoren, die zu einem mentalen Prozess beitragen, der durch die Symmetrie und die Tatsache, dass sich unsere Perspektive ändert, wenn wir uns umdrehen, und folglich auch unsere linke und rechte Seite, bereits herausgefordert ist.
In einer Studie wurde untersucht, wie einige Medizinstudenten links und rechts erkennen und welche Erfahrungen sie in der Praxis gemacht haben. Zunächst orientierten sie sich an den beiden Richtungen, indem sie bei sich selbst anfingen. Danach übten sie bestimmte Techniken, wie z. B. ihre Hand zu strecken und mit Daumen und Zeigefinger ein L zu bilden oder daran zu denken, welche Hand sie zum Schreiben oder Spielen eines Instruments benutzen. Für andere ist die Referenz ein Detail an ihrem Körper, wie eine Tätowierung, ein bestimmtes Muttermal oder etwas anderes. Der nächste Schritt besteht darin, zu erkennen, welche die linke und welche die rechte Hand der Person vor uns ist, für die die beiden Richtungen also entgegengesetzt sein werden. Um dies zu tun, stellen sich viele vor, dass sie sich auf der Stelle drehen, was bestätigt, dass unser Körper einen zentralen Platz in diesem mentalen Prozess einnimmt.
Der Studie zufolge ist letztlich unklar, warum manche Menschen leichter zwischen links und rechts unterscheiden können als andere, aber sie scheint zu dem Schluss zu kommen, dass der Prozess umso einfacher ist, je asymmetrischer wir sind, d. h. je deutlicher wir die linke und die rechte Hand zur Ausführung bestimmter Aufgaben einsetzen. Außerdem scheinen diejenigen, die sich seit ihrer Kindheit selbständig orientieren konnten, ein größeres räumliches Bewusstsein entwickelt zu haben. Und wussten Sie, dass dieses Phänomen gar nicht so selten ist? Wie gut sind Sie im Erkennen von links und rechts?
