Auch Papierstrohhalme sind keine gute Alternative zu denen aus Plastik
Sind Strohhalme aus Papier wirklich gut für die Umwelt? Auch wenn sie wie eine umweltfreundliche und gute Alternative zu denen aus Plastik wirken, zeigte eine Studie, dass dies nicht wirklich der Fall ist. Entdecken wir mehr darüber.
Papierstrohhalme enthalten verschmutzende Substanzen
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In einer Welt, die immer mehr durch Chemikalien und menschliche Abfälle verschmutzt wird, haben sich viele Unternehmen auf die Herstellung umweltfreundlicher und recycelbarer biologisch abbaubare Produkte spezialisiert. So wie beispielsweise Strohhalme aus Papier, die als Alternative zu den einstmals weit verbreiteten Plastikstrohhalmen gelten. Nachdem sie ein Getränk ausgetrunken haben, werfen die Menschen den Papierstrohhalm ohne Gewissensbisse weg, weil sie der Meinung sind, dass er der Umwelt nicht schadet. Aber stimmt das wirklich? Untersuchungen der Universität Antwerpen in Belgien haben gezeigt, dass die Wahrheit eine andere ist: Diese scheinbar umweltfreundlichen Strohhalme enthalten in Wirklichkeit synthetische Chemikalien namens PFAS (Poly- und Perfluoralkylchemikalien). Das Besondere an diesen Verbindungen ist, dass sie stabil sind. Das heißt, sie lassen sich nicht einfach entsorgen und können einige Jahrhunderte lang in der Umwelt verbleiben. Sie sind also alles andere als biologisch abbaubar. Im Rahmen der Studie untersuchten die Forscher 39 Strohhalme verschiedener Marken aus Materialien wie Papier, Kunststoff, Bambus, Edelstahl und Glas. Die Ergebnisse zeigten, dass PFAS in fast allen Stichproben enthalten waren, auch in denen, die als umweltfreundlich ausgewiesen waren. Die einzige Ausnahme war Stahl, in dem diese Stoffe nicht nachgewiesen wurden.
Welche Effekte haben PFAS auf unsere Gesundheit
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Wir wissen nun, dass auch Strohhalme aus Papier aufgrund der darin enthaltenen PFAS nicht "umweltfreundlich" sind. Aber welche Auswirkungen haben diese Stoffe auf unsere Gesundheit? Die Folgen der Exposition in gerigem Maße sind nicht vollständig bekannt. Deshalb haben die Autoren beschlossen, eine sichere Alternative zu empfehlen: Diese Stoffe können nicht nur lange in der Umwelt verbleiben, sondern auch von Tieren aufgenommen werden und sich so im menschlichen Körper anreichern. Das kann auf lange Sicht zu Risiken für die Gesundheit führen.
Warum werden PFAS überhaupt in Papierhalmen verwendet? Wie auch in Bambushalmen, die ebenso auf pflanzlicher Basis hergestellt werdenm werden diese Stoffe verwendet, um die Funktionalität des Strohhalms zu verbessern und die Produkte widerstandsfähiger gegen Wasser zu machen: Das ist eine vermeintlich unweltfreundliche Lösung, die jedoch in Wirklichkeit die Gefahr birgt, ohne es zu wissen die Umwelt zu verschmutzen. Mit Hilfe der hochauflösenden Massenspektrometrie untersuchten Forscher 39 Strohhalme, die sie in verschiedenen belgischen Geschäften, Restaurants und Supermärkten gesammelt hatten. In 27 von ihnen wiesen sie PFAS nach. Auch Recycling, Verbrennung oder Entsorgung waren nutzlos: Die "stabilen" Chemikalien konnten nicht entfernt werden. Von den zwanzig Plastikhalmen wurden 18 Stück positiv auf PFAS getestet, was insgesamt 90% entspricht. Diese Verbindungen waren auch in drei von vier Plastikhalmen, vier von fünf Bambushalmen und zwei von fünf Glashalmen enthalten.
PFAS sind nicht nur in Papierhalmen enthalten
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Von den achtzehn nachgewiesenen PFAS war PFOA, die Perfluoroctansäure, welche 2020 weltweit verboten wurde, am häufigsten vorhanden. "Viele Lebensmittelkontaktmaterialien (FCM) und wiederverwendbare Kunststoffe in der Lebensmittelindustrie enthalten Poly- und Perfluoralkylsubtanzen (PFAS). Das ist eine Gruppe synthetischer Schadstoffe, die als potenziell schädlich für Wildtiere, Menschen und die Umwelt gelten.", so heißt es in der Studie. "Papier und andere pflanzliche Materialien werden im kommerziellen Umfeld häufig als Ersatz für Plastik verwendet. Das gilt auch für Strohhalme, die zunehmend aus pflanzlichen und anderen vermeintlich umweltfreundlichen Materialien hergestellt werden, um die Plastikverschmutzung zu verringern. Um Materialien wasserabweisend zu machen werden bei der Herstellung PFAS zugesetzt. In der Studie wurden gezielte und verdächtige Screening- Ansätze kombiniert, um eine große Anzahl von PFAS zu bewerten. Es wurde festgestellt, dass sie in fast allen Arten von Strohhalmen vorhanden sind, mit Ausnahme der Halme aus Edelstahl. PFAS wurden am häufigsten in Materialien pflanzlichen Ursprungs nachgewiesen, wie Papier und Bambus. Weder zwischen den verschiedenen Materialien noch zwischen den Herkunftskontinenten konnten wir große Unterschiede feststellen. Das Vorhandensein von PFAS in Strohhalmen pflanzlichen Ursprungs zeigt, dass diese nicht biologisch abbaubar sind und dass der Einsatz solcher Halme zur Exposition von Mensch und Umwelt gegenüber PFAS beiträgt."
Den Autoren zufolge könnten diese Stoffe auch durch Bodenkontamination in die Halme gelangen. Deshalb sollen weitere Untersuchen zeigen, wie PFAS die menschliche Gesundheit beeinträchtigen können. Vor dieser Untersuchung hatte eine andere US-Studie 21 PFAS in Papier- und Bambushalmen nachgewiesen. Angesichts der geringen Menge und der begrenzten Verwendung von Papierhalmen ist der einmalige Verzehr an sich nicht gefährlich, aber die Ansammlung im Laufe der Zeit könnte ein erhebliches Risiko darstellen. Wir empfehlen daher die Verwendung von Stahlstrohhalmen, die sowohl aus ökologischer als auch aus gesundheitlicher Sicht die beste Wahl ist. PFAS sind jedoch nicht nur in Strohhalmen, sondern auch in Haushaltsreinigern, Töpfen, Pfannen, Farben, Lebensmittelverpackungen und Werkzeugen enthalten. Außerdem wird der Markt für Papierhalme laut Transparency Market Research bis 2031 ein Volumen von 5,2 Milliarden Dollar erreichen. Wird die aktuelle Studie etwas verändern oder wird die Produktion ungestört weitergehen?