1300 Jahre alte Tätowierung mit der Aufschrift "Christus" in Nubien gefunden: die außergewöhnliche Entdeckung

Wenige Kilometer von der Stadt Karima im Nordsudan entfernt liegt das Ghazali-Kloster, eine der am besten erhaltenen archäologischen Stätten in der Bayuda-Wüste. Seit 2012 erforscht ein Forscherteam des Polnischen Zentrums für Mittelmeerarchäologie die christlichen Spuren des nubischen Klosters. Vor kurzem haben sie eine außergewöhnliche Entdeckung gemacht: eine seltene Tätowierung, die sich auf Jesus Christus bezieht, auf einem der Leichen in der Gruft. Was das für die archäologische Forschung bedeutet und warum es so wichtig ist, erfahren wir hier!

Nubien und das Christentum: eine lange Geschichte

Scan by New York Public Library/Wikimedia Commons - Public Domain

Nubien ist eine historische Region, die den nördlichen Sudan und das südliche Ägypten umfasst. Nubien ist vor allem wegen seiner Beziehungen zum alten Ägypten und in gewisser Weise auch wegen seiner Beziehungen zum Römischen Reich bekannt. Viele wissen jedoch nicht, dass die Region auch eine sehr lange Geschichte christlicher Präsenz aufweist, die bis ins erste Jahrhundert zurückreicht. Im Altertum und in der Spätantike hatte Nubien in der Tat eine strategische geografische Lage für die Handelswege zwischen dem Mittelmeer und der Levante.

Gerade die christliche Präsenz führte zur Gründung des Klosters Ghazali am Ende des 7. Jahrhunderts, also vor etwa 1300 Jahren. Dort wurden christliche Tätowierungen gefunden, die zu den außergewöhnlichsten archäologischen Entdeckungen in der Region gehören. Normalerweise beschränken sich Tätowierungen in Nubien auf Kunstwerke, die tätowierte Frauen darstellen, und physische Beweise sind aufgrund der Zersetzung der menschlichen Haut seltener. Wenn man dann noch die extreme Seltenheit von Tätowierungen aus der christlichen Zeit hinzuzählt, versteht man besser, wie wichtig die Entdeckung der Archäologen ist.

Die Entdeckung der Tätowierung mit dem Symbol von Jesus Christus

Polish Center of Mediterranean Archaeology

Die Untersuchungen der Forscher unter der Leitung von Artur Obluski betrafen das Ghazali-Kloster und die vier Friedhöfe auf dem Gelände. In ihnen wurden Hunderte von Gräbern gefunden, von denen einige außerordentlich gut erhalten sind. Das Ziel des Forschungsteams war es, die menschlichen Überreste zu analysieren, um Informationen über ihre Herkunft und die Lebensweise der Bevölkerung zu erhalten. Die Lebensweise der Menschen, die bis zum 7. Jahrhundert das orthodoxe und ab dem 7. Jahrhundert das koptische Christentum praktizierten.

Nachdem die meisten Funde mit Fotos dokumentiert worden waren, wurden sie im bioarchäologischen Labor des PCMA analysiert. Und hier identifizierte Kari Guilbault eine Tätowierung auf dem rechten Fuß eines der in Ghazali Bestatteten. Wie bereits erwähnt, ist die Entdeckung einer Tätowierung auf einem 1300 Jahre alten Körper an sich schon eine Sensation. Darüber hinaus hat die Analyse bestätigt, dass es sich um eine christliche Tätowierung mit Hinweisen auf Jesus Christus handelt.

Die Bedeutung der 1300 Jahre alten Tätowierung, die in Nubien gefunden wurde

Polish Center of Mediterranean Archaeology

Zunächst hatte der Forscher verständlicherweise Zweifel an der Art des Fundes. Es handelt sich um eine 1 300 Jahre alte Tätowierung, so dass die Identifizierung nicht einfach war. Dank des Einsatzes von Vollspektrumfotografie wichen die Zweifel jedoch bald einer angemessenen Gewissheit. Diese Entdeckung bestätigt nicht nur die Praxis des Tätowierens im mittelalterlichen Nubien, sondern auch die Tatsache, dass Tätowierungen Teil des christlichen Lebens jener Zeit waren. Aber was bedeutet diese Tätowierung?

Dank der Analyse von Guilbault ist es möglich, das Cristogramm auf dem Fuß zu erkennen, eines der ältesten christlichen Symbole, die wir kennen. Es handelt sich dabei um ein Symbol, das sich aus der Kreuzung der beiden Buchstaben Chi und Rho ergibt, der Abkürzung des Namens Christus, oder Χριστός auf Griechisch. Aber nicht nur das: Wie es in den ersten Jahrhunderten des Christentums üblich war, wurden dem Christogramm häufig die beiden Buchstaben Alpha und Omega hinzugefügt, die auf die Apokalypse des Johannes hinweisen. Diese beiden Buchstaben sind auch in der 1300 Jahre alten Tätowierung zu sehen, die im Ghazali-Kloster gefunden wurde.

Die Tätowierung beweist also, dass der Bestattete ein Christ war, aber seine sterblichen Überreste wurden nicht auf dem für Mönche reservierten Friedhof gefunden. Es handelt sich aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Christen, der zwischen 667 und 774 in einer vollständig christianisierten Region lebte. Bei weiteren Untersuchungen könnte die Entdeckung Aufschluss über die Geschichte dieser afrikanischen Region sowie über ihre Beziehungen zur übrigen christlichen Welt geben.