Der Mond entfernt sich immer weiter von der Erde: Welche Folgen hat das für unseren Planeten?
Die Tage auf der Erde werden Jahr für Jahr länger, und das hat nichts mit den Jahreszeiten zu tun. Hauptverantwortlich dafür ist der Mond, der sich jüngsten Studien zufolge pro Jahr um etwa 3,8 Zentimeter von unserem Planeten entfernt. Aber was ist die Ursache für dieses Zurückweichen, und wie wirkt es sich auf die Länge eines Erdtages aus?
Woran man erkennt, dass der Mond sich zurückzieht: Milankovitch-Zyklen
Nach mehrjährigen Studien ist es möglich, Geologie und Astronomie zu kombinieren, um in die Vergangenheit zu blicken. Diese Disziplin nennt sich Astrochronologie und zielt darauf ab, geologische Zeitskalen von Hunderten von Millionen Jahren und mehr zu analysieren.
Die Untersuchung der komplexen Beziehung zwischen Erde und Mond passt genau in eine solche Studie. Die Bewegungen unseres Planeten im Weltraum werden nämlich von verschiedenen Himmelskörpern beeinflusst. Der Mond umkreist die Erde, und die Erde umkreist die Sonne, heißt es. Korrekter wäre es zu sagen, dass sowohl Mond als auch Erde um ihre Massenzentren kreisen, und das gleiche Prinzip gilt für das gesamte Sonnensystem. Alle diese Körper verursachen Schwankungen in der Erdrotation, die als Milankovitch-Zyklen bezeichnet werden und in den Sedimenten der Erde nachvollzogen werden können.
Als ein Tag 18 Stunden dauerte und der Mond größer war: Malinvernos Studien
Die Beobachtung von Milankovitch-Zyklen in Gesteinssedimenten ermöglicht es, Veränderungen in der Erdumlaufbahn zu verfolgen, die vor Hunderten von Millionen Jahren stattgefunden haben. Laut Alberto Malinverno, Professor für Geowissenschaften an der Columbia University, war der Mond in der Vergangenheit näher und die Tage waren kürzer. Vor etwa 1,4 Milliarden Jahren war der Abstand zu unserem Satelliten geringer, und ein Erdentag dauerte etwas mehr als 18 Stunden. Hier kommt die Beziehung zwischen der Erde und dem Mond ins Spiel.
Erde und Mond sind nämlich Teil eines komplexen Systems der Anziehungskraft, so dass sie sich gegenseitig beeinflussen. Wenn sich der Mond zurückzieht, verhält sich die Erde wie ein Schlittschuhläufer, der sich um sich selbst dreht, und verlangsamt ihre Rotation, indem sie ihre Arme ausbreitet. Aber warum entfernt sich der Mond von der Erde?
Warum sich der Mond von der Erde entfernt: die Erklärung des Phänomens
Wie bereits im vorherigen Abschnitt erwähnt, entfernt sich der Mond aufgrund der Anziehungskraft und der relativen Bewegungen zwischen den beiden Körpern von der Erde. Kurz gesagt, der Mond übt eine Anziehungskraft auf die Erde aus und verursacht das Phänomen der Gezeiten. Die Gezeiten, die vom Satelliten angezogen werden, erzeugen eine Art Vorsprung auf der Erdoberfläche, der wiederum eine Anziehungskraft auf den Mond ausübt.
Der Mond seinerseits kann jedoch aufgrund seiner geringeren Umlaufgeschwindigkeit nicht mit der Protuberanz mithalten. Das Ergebnis ist, dass die Anziehungskraft den Mond schließlich "mitzieht" und seine Geschwindigkeit und damit auch die Breite seiner Umlaufbahn erhöht.
Bislang entfernt sich der Mond jedes Jahr um etwa 3,8 Zentimeter von der Erde, und die Erde dreht sich jedes Jahr etwas langsamer, wodurch die Tage länger werden. Theoretisch wird sich dieser Prozess fortsetzen, bis sich die beiden Körper synchron drehen. In Wirklichkeit wird die Sonne unseren Planeten viel, viel früher verschlingen, wenn ein Erdentag fast doppelt so lange dauert wie die 24 Stunden, die wir alle gewohnt sind.
Gibt es Grund zur Besorgnis? Nicht, wenn man davon ausgeht, weniger als 200 Millionen Jahre zu leben: Tatsächlich wird der Tag auf der Erde erst nach dieser Zeit 25 statt 24 Stunden dauern, weil der Mond sich zurückzieht. In der Zwischenzeit werden sich die Form und die Funktionsweise unserer Uhren nicht ändern.
