Gemeinsam alt werden: In Paris können ältere Frauen in Solidaritätsheimen leben
Warum haben wir alle, auf unterschiedliche Weise, Angst vor dem Älterwerden? Sehr oft ist die größte Angst das Alleinsein. Wer Großeltern oder ältere Eltern hat, kennt das: Ein Lächeln erscheint auf ihrem Gesicht, wenn ein Verwandter oder Freund sie besucht und ihnen etwas Gesellschaft leistet. Kinder haben Familie, Beruf und Pflichten, und es ist nicht immer einfach, Zeit mit den älteren Eltern zu verbringen. Viele ältere Menschen sind daher gezwungen, in Einsamkeit alt zu werden, eingeschlossen in ihren Wänden und jeden Tag auf dieselbe Weise zu leben. Aber wer sagt, dass dies unbedingt die Zukunft für ältere Menschen ist?
via RFI
Eine ältere Französin, Thérèse Clerc, beschloss, eine schöne Initiative zu fördern: den Bau eines Wohnheims für ältere Frauen. Thérèse hatte diesen Traum schon immer, und während seiner Verwirklichung sagte sie: "Der Traum hat Gestalt angenommen, und jedes Mal, wenn ich an dieser Baustelle vorbeikomme und mein zukünftiges Zuhause sehe, bekomme ich einen Schauer. Ich bin 84 Jahre alt, aber die Zeit, die mir noch bleibt, werde ich glücklich und zufrieden verbringen. Dessen bin ich mir sicher. Das Alter ist nicht wie ein Schiffbruch. Es handelt sich nicht um eine Krankheit. Es kann wunderschön sein, und ich habe vor, es so zu leben, mit meinen Freunden und Kollegen".
Thérèse, eine 1927 geborene französische Feministin, begann erst 1995, nach dem Tod ihrer Mutter, über dieses Solidaritätshaus für Frauen nachzudenken. Anfänglich stieß sie auf Schwierigkeiten, insbesondere in finanzieller Hinsicht. Sie erhielt jedoch die Unterstützung der Behörden, die Mittel zur Verfügung stellten. Die Arbeiten begannen im Jahr 2011 und wurden 2013 mit der Einweihung des Hauses in Montreuil abgeschlossen. Das Gebäude erhielt den Namen "Babayaga-Haus", was "Haus der Hexen" bedeutet: ein ironischer Name für eine Gruppe von etwa 20 dynamischen älteren Frauen, die ihr Leben selbst in die Hand nehmen wollen.
Das fünfstöckige Gebäude beherbergt 25 Wohnungen mit einer Größe von etwa 40 Quadratmetern, deren Kosten erschwinglich sind. Das Haus wird nur von Frauen über sechzig bewohnt, die zusammen leben und Räume und Gewohnheiten teilen. Es werden Schreib- oder Lesekurse, Konzerte und andere Aktivitäten organisiert, damit sich die Frauen nicht langweilen. Außerdem gibt es einen Raum für Gäste und einen für die medizinische Versorgung reservierten Raum. Dies ist keine isolierte Initiative: Andere europäische Länder und die Vereinigten Staaten haben ebenfalls Nachbarschaften geschaffen, in denen Freunde gemeinsam alt werden können. Ältere Menschen können sich gegenseitig helfen, einander Gesellschaft leisten und sich trotzdem nützlich fühlen - eine neue Art, über das Alter nachzudenken.