Ténéré: der isolierteste Baum der Welt, der von einem betrunkenen LKW-Fahrer gefällt wurde
"So einsam wie der Ténéré-Baum": Bis vor wenigen Jahren hätte diese Redewendung durchaus zu einem geflügelten Wort werden können. Der Grund? Was wir Ihnen nun erzählen werden, ist die Geschichte einer Akazienpflanze, die seit sehr langer Zeit isoliert von allem und jedem in einem abgelegenen Wüstengebiet lebt, was ihr den Titel "isoliertester Baum der Welt" eingebracht hat.
Die Wüste ist nicht nur sein Zuhause, in dem dieser Baum alle Arten von Klimaveränderungen überlebt hat, sondern leider auch sein Grab. Die verhängnisvolle Anlage ist jedoch nicht durch natürliche Ursachen ausgefallen, sondern durch einen Unfall, der zu 100 % menschlichen Ursprungs ist.
Zu sagen, der Ténéré-Baum sei im Laufe der Zeit zu einem Wahrzeichen geworden, wäre zu kurz gegriffen. Diese isolierte Akazie, allein inmitten von kilometerlangem Saharasand, war so berühmt und geachtet, dass sie sogar als heilig verehrt wurde.
Jahrhundertelang nutzten Reisende und Karawanen, die dieses trockene Gebiet im Nordosten Nigers durchquerten, den Baum als Quelle des Trostes und der Orientierung, so dass die 100 Jahre alte Akazie schließlich sogar auf offiziellen Landkarten abgebildet wurde. Wenn Sie sich fragen, wie es möglich war, dass sie an einem so unwirtlichen Ort jahrhundertelang überleben konnte, dann ist es wahrscheinlich die gleiche Frage, die sich die Einheimischen schon lange stellen. Seine sprichwörtliche Robustheit war tatsächlich der Grund dafür, dass der Baum von Tieren und Menschen verschont wurde, die ihn so sehr fürchteten, dass er für sie ein Tabu war.
Erst 1939 gaben die Franzosen den Auftrag, in unmittelbarer Nähe einen Brunnen zu graben. Zu diesem Zeitpunkt entdeckte man, dass sich darunter eine Quelle befand: Der Baum hatte Wurzeln, die etwa 35 Meter tief reichten, wodurch er Wasser aus dem Untergrund "trinken" konnte und sich so am Leben hielt. Sein Überleben war keineswegs einfach, da die "Ténéré" im Laufe der Zeit klimatische Veränderungen und Wüstenbildung erlebt und ertragen hat. Diese Pflanze war in der Tat ein klarer Beweis dafür, dass dort, mitten in der Sahara, einst eine üppige Ausdehnung tropischer Wälder war.
Und doch war die Akazie trotz allem da, wie ein Leuchtfeuer für Wüstenreisende. Bis die Moderne und die menschliche Oberflächlichkeit das taten, was kein natürliches Element in über 300 Jahren je geschafft hatte: es zu töten. An einem schicksalhaften Tag im Jahr 1973 prallte ein libyscher LKW-Fahrer, nach Rekonstruktionen wahrscheinlich betrunken, gegen den weithin sichtbaren, 3 Meter hohen Baum.
Für die Akazie gab es dieses Mal keine Chance. Der Stamm brach: Der Ténéré-Baum war gefällt worden. Der Fahrer, der anonym blieb und wahrscheinlich desorientiert war, schaffte es, mit seinem LKW buchstäblich das einzige stehende Hindernis in einem Radius von etwa 400 km in jede Richtung zu treffen. Eine rekordverdächtige Leistung, natürlich im negativen Sinne, die das Ende des legendären Sahara-Wahrzeichens markierte.
Trotz seines traurigen Endes ist der Ténéré-Baum nie in Vergessenheit geraten. Obwohl die Akazie aus ihrer Heimat entwurzelt wurde, konnte sie geborgen und nach Niamey, der Hauptstadt von Niger, transportiert werden, um im Nationalmuseum ausgestellt zu werden, wo sie heute noch steht. Ebenfalls 1973 errichtete ein Künstler an seiner Stelle ein Mahnmal aus recycelten Rohren, Ölfässern und ausgedienten Autoteilen. Ein ziemlich klares Symbol für die Zerstörung der Natur durch eine gefühllose und mechanisierte Menschheit.
Wir müssen uns nur mit einem Lächeln an ihn erinnern: Obwohl mit einem bitteren Ende, ist seine Geschichte ein weiteres wunderbares Zeugnis für die Kraft der Natur, aber auch eine Mahnung, sie zu respektieren.