"Stillen" statt "Brustfütterung": Gesundheitspersonal will Inklusion fördern
Wo beginnt Inklusivität? Nach Meinung vieler beginnt es mit den Begriffen, die wir verwenden oder nicht verwenden. Aus dieser Überzeugung heraus entstand die Initiative von Mitarbeitern des Brighton and Sussex University Hospitals in Großbritannien, die beschlossen, inklusive und neutrale Begriffe zu verwenden und sie durch Begriffe zu ersetzen - oder sie daneben zu stellen -, die die Äquivalenz von Eltern und Frau verbergen. So wird aus "Brustfütterung" "Stillen", aus "Schwangere" wird "Schwangere Frauen und Menschen", aus "Muttermilch" wird "Milch von der Mutter oder stillenden Eltern", aus "Entbindungsstation" wird "Perinatalstation".
via thetimes
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Das Ziel ist es nicht, weibliche Bezüge auszulöschen, sondern die am meisten marginalisierten Gruppen einzubeziehen. Das Personal wird daher keine Definitionen vorgeben, sondern die von dem jeweiligen Patienten bevorzugten Begriffe verwenden. Der Wunsch ist, dass alle, die die Krankenhausversorgung in Anspruch nehmen, Konsistenz zwischen den angebotenen Leistungen und den verwendeten Begriffen finden.
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Warum diese Wahl? Denn es gibt Trans-Menschen, die sich trotz ihrer Geschlechtsidentität dafür entscheiden, Kinder zu bekommen. Viele dieser Menschen haben zugegeben, dass sie sich auf der Perinatalstation nicht einbezogen und wohl fühlen, und dies sehr oft wegen der Sprache, die das Personal verwendet. Durch die Änderung der Begriffe, die nun Teil des allgemeinen Sprachgebrauchs geworden sind, können sie sich besser akzeptiert fühlen.
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Nicht jedem scheint die Wahl gefallen zu haben, insbesondere der Begriff "Stillen" scheint Zweifel und Empörung hervorgerufen zu haben. Doch die Änderung kommt aus einer ganz bestimmten Motivation heraus: Viele Transgender-Männer haben zwar die Möglichkeit, ein Baby zu bekommen, können aber oft nicht stillen, weil ihnen die Brüste entfernt wurden. Sie müssen also verschiedene Systeme verwenden, um ihre Kinder angemessen zu ernähren.
Die Begriffe, die wir verwenden, können einen großen Einfluss auf das psychologische und emotionale Wohlbefinden der Menschen haben, und der erste Schritt, um inklusiver zu werden, besteht darin, die Veränderung anzuerkennen. Es gibt eine wechselseitige Beziehung zwischen der Realität und der Sprache: Wenn sich die Realität ändert, ändert sich auch die Sprache, und die Mitarbeiter dieser Krankenhäuser haben sich nicht nur entschieden, die Veränderung zu erkennen und zu akzeptieren, sondern - auf ihre eigene kleine Art - zu Protagonisten in ihr zu werden.