Paare, die lange zusammen bleiben funktionieren nicht weil sie unzertrennlich sind, sondern weil sie diese 6 Dinge tun
Die Welt des Internet ist voll von Guides, die versprechen zu enthüllen, ob eine Beziehung hält oder nicht. Meist ziehen sie banale Dinge heran wie das Händchen halten in der Öffentlichkeit oder gemeinsam schweigend einen Sonnenuntergang betrachten. Und im Gegenzug wird das Ende einer Beziehung vorhergesagt wenn man viel diskutiert oder eine andere Person attraktiv findet. Scheint euch diese Unterscheidung nicht viel zu einfach? Werden Beziehungen nicht genährt von Meinungsverschiedenheiten, Diskussionen, verbotenen Träumen? Und wie viele Beziehungen enden obwohl sie scheinbar gut verlaufen? Diese Ratgeber schaffen nur Verwirrung bei Leuten, die sowieso schon verwirrt genug sind. Hier einige Angewohnheiten von Paaren die gut laufen von denen Experten sagen würden, dass sie toxisch sind.
via bustle.com
Was tun verliebte Menschen die lange Zeit zusammen bleiben?
- Sie lassen Diskussionen ungelöst
Die Idee dass ein Paar immer kommunizieren muss und all seine Probleme lösen sollte ist ganz einfach ein Mythos. John Gottman, emeritierter Professor für Psychologie hat tausende von Paaren studiert und beobachtet. Er kam zu dem Schluss, dass Langzeitpaare ungelöste Probleme haben die teilweise Jahrzehnte lang bestanden haben. Im Gegenzug scheinen schwache Beziehungen jede einzelne Diskussion zu lösen aus Angst, eine Leere zu kreieren.
Wirklich verliebte Menschen akzeptieren die Tatsache dass man in einigen Themen zu keiner Übereinkunft kommt oder dass es Aspekte gibt die man niemals lösen wird. Und das ist gut so. Meinungsverschiedenheiten sind kein Trennungsgrund. Zu versuchen, eine Diskussion zu lösen führt häufig zu weiteren Problemen. Einige Querelen sind es nicht wert, durchgekämpft zu werden. Die bessere Strategie ist es häufig, zu leben und leben zu lassen.
2. Sie verletzen ihre Gefühle
Diese Szene wird euch bekannt vorkommen: Er/Sie kommt aus dem Bad mit einem neuen gewagten Look der nicht gut gelungen ist obwohl er viel Zeit gekostet hat. Hier teilt sich die Welt: Die einen lügen, um die Gefühle des anderen nicht zu verletzen. Die anderen sagen die Wahrheit. Wer gewinnt in der Liebe? Ohne Zweifel der, der ehrlich agiert. Wenn man ständig darauf aus ist dass es dem anderen oder uns selbst gut geht, der endet oft damit dass es keinem von beiden gut geht. Und die Beziehung endet frühzeitig ohne dass man versteht, warum. Denn die Intention war doch immer, dass es allen gut geht. Die größte Herausforderung in der Liebe ist es, ehrlich zu sein und die Ehrlichkeit des anderen zu akzeptieren. Auch wenn das bedeutet, dass die eigenen Erwartungen nicht befriedigt werden.
3. Sie sind bereit dazu, die Beziehung zu beenden
Es ist nichts zu machen, das Opfer für die Liebe haben wir in uns und es ist schwierig, dagegen anzugehen. Nehmt irgendeine Oper oder einen Liebesroman und ihr werdet sehen dass man unter der Liebe leidet und sogar sein Leben dafür gibt. Und in anderer Form wiederholt sich diese Tendenz heute weiterhin. Und diese Idealisierung der Liebe bringt die Menschen dazu, mit abwertenden Partnern zusammen zu bleiben, ihre eigene Identität aufzugeben und die eigenen Bedürfnisse im Namen der Liebe zu verneinen.
Häufig ist der einzige Weg für eine glückende Liebesbeziehung, sie im passenden Moment zu beenden bevor es zu spät ist. Die Kraft, dies zu tun erlaubt es, von vorn herein Grenzen zu setzen, die häufig nicht gewahrt werden können wenn man nicht die richtigen Entscheidungen trifft.
4. Sie empfinden auch für andere Menschen eine Anziehung
Wie sehr wir uns auch zwingen, nur Augen für unseren Partner zu haben, die Biologie sagt etwas anderes: Nachdem die Phase der Schmetterlinge im Bauch überwunden ist, kehren die Oxytoxin-Level wieder zur Norm zurück und es ist normal, dass sie bei anderen Erfahrungen wieder ansteigen. Ja, auch wenn man andere Menschen kennenlernt. Es ist unvermeidbar, sich zu anderen Menschen hingezogen zu fühlen. Was man aber steuern kann ist, ob man diesen Emotionen folgt oder nicht. Meist handelt es sich um Wellen die kommen und dann aber auch wieder nachlassen wie ein Meer das sich beruhigt. Viele Menschen fühlen sich schuldig wenn sie sich zu jemand anderem als dem Partner hingezogen fühlen und andere entwickeln eine tiefe Eifersucht beim bloßen Gedanken daran dass so etwas geschehen kann. Aber das alles ist nicht nur unvermeidbar sondern auch gesund. Menschen die ihre verbotenen Gedanken unterdrücken könnten eines morgens aufwachen und sich zutiefst unzufrieden fühlen und sich dann der ersten Versuchung hingeben, die auftaucht. Das erinnert sie daran, wieviel Gefühl sie empfunden haben, als sie verliebt waren. Mit den Trieben zu spielen gibt Vitalität und die ergießt sich auch in die Beziehung mit dem eigenen Partner. Es ist nicht die Attraktion für andere Menschen, die eine Liebesbeziehung enden lässt.
5. Sie verbringen Zeit voneinander entfernt
Wir alle haben einen Freund der verschwunden ist nachdem er geheiratet hat. Das geschieht bei vielen, aber wenn es nicht passiert ist es falsch zu denken, dass man nicht im gleichen Ausmaß liebt. Liebe ist in der Lage dazu, eine Abhängigkeit zu erzeugen ähnlich wie bei Drogen. Deshalb ist es wichtig darauf zu achten, dass man nicht abhängig wird. Das Problem wenn man sich zu Gunsten der Liebe ändert ist, dass man riskiert, all das zu verlieren was vorher war denn die Menschen von denen man umgeben ist mögen das alte "ich" und nicht das, das aus der Beziehung entstanden ist. Es ist wichtig, sich gegenseitig einen gewissen neutralen Raum zu geben, die eigene Unabhängigkeit zu bewahren, nicht-gemeinsame Freunde zu haben, alleine zu verreisen. Es handelt sich um ein Sauerstoffloch, das die Flamme der Liebe nährt. Andernfalls wäre die Liebe nichts anderes als ein Abflachen der Persönlichkeit. Man wird zum Zwilling von dem, den man liebt.
6. Sie akzeptieren die Schwächen des Partners
Wie schon Milan Kundera in der "Unerträglichen Leichtigkeit des Seins" schrieb gibt es zwei Arten von Männern: Die, die die perfekte Frau suchen und aus diesem Grund keine finden und die, die denken dass jede Frau mit der sie zu tun haben perfekt sei. Dieses Konzept kann man auch auf Frauen ausdehnen. In beiden Fällen begeht man einen Fehler indem man die Schwächen der geliebten Person nicht akzeptiert. Im ersten Fall sucht man nach der Abwesenheit von Schwächen, im zweiten Fall überzeugt man sich davon dass die geliebte Person keine Schwächen hat. Im realen Leben haben wir alle Schwächen und zu lieben bedeutet, sie zu akzeptieren. Eine Art der Meßeinheit für die Liebe ist die Akzeptanz der Schwächen. Wenn man die Schwächen des anderen akzeptiert, und manch einer schafft es sogar, sie anzuerkennen, dann kann man von Intimität sprechen (natürlich gehört dazu auch die Akzeptanz durch den anderen Partner!). Der psychedelische Künstler Alex Grey hat gesagt, das "wahre Liebe dann beginnt wenn die Pathologien zweier Menschen sich gegenseitig komplettieren".