Als Walt Disney entschied, einen Pinocchio-Film zu drehen weigerte man sich, diese Szene zu inkludieren
Die Erzählung von dem Holzmännchen namens Pinocchio ist einer der Klassiker der Weltliteratur für Kinder. Aber wie so oft in der Welt der Märchen und Fabeln ist die Version, die uns in Form von Trickfilmen präsentiert wird, das Ergebnis vieler Kompromisse und Abwandlungen.
Wenn ihr das Originalbuch gelesen und den Walt-Disney Film von 1940 gesehen habt, wisst ihr bereits dass man zwei verschiedene Handlungen erlebt: Dem Publikum von Walt Disney wollte man die Geschichte nicht so erzählen, wie sie eigentlich geschrieben worden war...
Collodi und Pinocchio
Wikimedia
Carlo Collodi veröffentlichte die Abenteuer des Pinocchio. Geschichte einer Marionette im Jahre 1881 ohne im geringsten daran zu denken, was sie für einen Erfolg haben würde. Wie man es zur damaligen Zeit eben machte, wurde die Geschichte in kleinen Teilen zwischen Juli und Oktober veröffentlicht und zwar in der Beilage der Zeitung Il Fanfulla von Florenz.
Collodi nannte diese Veröffentlichung nicht nur "nur ein Kinderstreich", sondern hatte für Pinocchio auch ein ganz anderes Ende vorgesehen als das, das er im Folgenden nahm: Am Ende der ersten Serie der Kurzgeschichten, "streckte die Marionette die Beine aus, und mit einem wilden Schütteln blieb er schließlich stocksteif liegen". All das war das Werk der Katze und des Wolfs, die die Marionette an einer Eiche aufhängten.
So schloss das fünfzehnte und letzte Kapitel der Geschichte. Aber um das Publikum zu beruhigen, das zahlreiche Briefe an die Zeitung schrieb, schaffte es der Herausgeber, den Autoren dazu zu überreden, die Geschichte weiter zu schreiben (das dauerte zwei weitere Jahre!) und sie einem weniger makabren Ende zuzuführen. Dieses Ende war dann das, was man in der ersten gedruckten Form des Buches findet (1883).
Die erste Kinoversion
Als Walt Disney über fünfzig Jahre später entschied, die Geschichte von Pinocchio in einen Animationsfilm zu verwandeln, vollführte man schwere Veränderungen an der Originalgeschichte. Der Pinocchio der Leinwand wäre nicht kalt, unhöflich und unmenschlich wie der aus dem Buch, sondern sehr viel liebenswerter und lebhafter.
Was Walt Disney in der Vorbereitungsphase über die Figur sagte war: "Dieser Pinocchio ist definitiv zu arrogant und unmenschlich, um dem Publikum zu gefallen".
Das Resultat, das ihr vielleicht besser als die geschriebene Geschichte kennt, war ein Film der nicht nur die schwierigen Aspekte dessen zeigte, wenn ein Mann im 19. Jahrhundert alleinerziehend ist, sondern es wurde zu etwas liebenswertem, rührendem, sehenswertem.
Walt Disney Pictures
Im Film sieht man den Tod des Pinocchio und die Magie der türkisen Fee, die ihn wieder zum Leben erweckt. Aber die Umstände unter denen all dies passiert, sind ganz anders.
Pinocchio kommt nicht um nachdem er von der Katze und dem Wolf gefangen genommen wurde, sondern bei dem Versuch, Geppetto vor dem Hai zu retten.
Auch wenn die Figur von Disney nicht von allen mit Begeisterung erinnert wird, ist sie fast berühmter als das Original.