Zöliakie: Ein Virus liegt der Krankheit zu Grund. Nun könnte es eine präventive Impfung für Risikopatienten geben

von Barbara

10 Juni 2017

Zöliakie: Ein Virus liegt der Krankheit zu Grund. Nun könnte es eine präventive Impfung für Risikopatienten geben

Unser Körper ist eine perfekte Maschine. Denkt nur ans Herz, das ein ganzes Leben lang nicht aufhört zu schlagen. Unglaublich ist es auch dass sich die schweizer Uhr des Organismus alle 9 Monate komplett regeneriert, ausgehend von nur wenigen Zellen. Es kann passieren, dass etwas nicht so läuft wie es soll und dass irreversible Schäden entstehen: Dies ist der Fall bei Autoimmunerkrankungen. Der Körper beginnt aus bestimmten Gründen Dinge als Fremdkörper wahrzunehmen, die es bis dahin noch nicht waren. Es entfesselt sich dann eine Immunantwort, die zum Ausbruch einer Erkrankung führt. Die Zöliakie ist solch eine Krankheit. Es gibt keine Heilung, sondern nur eine Korrektur der Ernährung die die Einnahme von Weizenprotein, dem Gluten, verbietet. Die Dinge könnten sich jedoch komplett ändern. Dank einer Studie die getrost als revolutionär bezeichnet werden kann. 

via science.sciencemag.org

An der Entstehung der Zöliakie sind nicht nur genetische Faktoren beteiligt sondern auch die Infektion durch ein Virus.

An der Entstehung der Zöliakie sind nicht nur genetische Faktoren beteiligt sondern auch die Infektion durch ein Virus.

USDA, ARS, EMU | commons.wikimedia.org

Wie aus der Studie der Universität Chicago und der Universität Pittsburgh hervorgeht hervorgeht steht am Beginn der Erkrankung neben der genetischen Disposition auch die Einwirkung eines Virus, der für die Reduktion der Gluten-Toleranz verantwortlich ist. Die Entdeckung führt automatisch zum nächsten Schritt, also der Mögichkeit, eine präventive Impfung zu erfinden, die man Patienten mit erhöhtem Risiko verabreichen könnte.

Die Wissenschaftler enthüllen noch mehr über das betreffende Virus: Es handelt sich um ein Reovirus, eine Familie von Mikroorganismen, die die Menschen in fast allen Fällen kontaminieren. Die Infektionen, die vom Reovirus hervorgerufen werden, provozieren nur selten eine Krankheit. Oder besser: Sie tun dies nur bei Menschen, die eine Vulnerabilität für die Krankheit haben.  

Im besonderen Fall der Zöliakie bewirkt dieses Virus eine intestinale Entzündungsreaktion und den Verlust der Glutentoleranz im Mund. In anderen Worten stürzt die Infektion den Organismus in eine Verwirrung, der dann mit einem Kampf gegen das Gluten beginnt, das er als Eindringling wahrnimmt. 

Die Entdeckung könnte einen großen Schritt nach vorne bedeutet: Im Moment gibt es keine Heilung für die Zöliakie, sondern nur Diäten, die glutenhaltige Lebensmittel vermeinden. Nur auf diese Weise kann man aktuell die lästigen Erscheinungen der Zöliakie eindämmen. Die mögliche Impfung hat einen präventiven Charakter: Durch die Impfung kann niemand geheilt werden, der die Krankheit bereits entwickelt hat. Aber die, die dafür anfällig sind weil die Krankheit beispielsweise in der Familie gehäuft vorkommt , können dadurch geschützt werden. 

Die Schlüsselrolle des Reovirus wurde auch durch Erforschung der Antikörper im Blut der Patienten bestätigt: Es konnten spezifische Antikörper gegen dieses Reovirus nachgewiesen werden. Neben dem Molekül "IRF1" sind auch sie verantwortlich für den Verlust der Glutentoleranz. 

Die Studie, die von den renommierten amerikanischen Universitäten durchgeführt wurde, ist ohne Zweifel ein Wendepunkt der medizinischen Forschung: Die heutigen Mehlprodukte und zahlreiche andere Faktoren tragen immer mehr zur Einschränkung bei. In der westlichen Welt steigt die Zöliakie immer mehr an und eine Impfung könnte diesen Trend aufhalten.