Der Mensch erlebt gerade eine dramatische Reproduktionskrise. Ratet mal woran das liegt
Im Moment wo ein Mann und eine Frau mit dem Ziel miteinander schlafen, um sich fortzupflanzen, beginnt die Arbeit von Millionen von Spermatozoen: Ein Wettrennen zum Ei in dem normalerweise nur einer gewinnt. Im Moment sind jedoch 90% von ihnen nicht in der typischen Form sondern deformiert, beispielsweise mit zwei Köpfen oder zwei Schwänzen. Auch wenn ihre Struktur normal ist, sind es oft zu wenige Spermatozoen und nicht mehr in der Lage zu "schwimmen" wie früher. Der Grund für all diese Anomalien sind die sogenannten "endokrinen Disruptoren". Wenn ihr das schon wusstet, ist es vielleicht neu für euch, wie schwerwiegend diese Situation ist.
via nytimes.com
Was passiert? Und warum?
In den letzten drei Jahrzehnten wurden zahlreiche Studien zur "Spermakrise" durchgeführt- sowohl bei Mensch als auch bei Tieren. Alle zeigten dass der Grund des Absterbens oder der reduzierten Beweglichkeit in den endokrinen Disruptoren liegt. Das sind Substanzen die nicht nur die Funktionalität des endokrinen Apparats verändern (und damit auch der Sexualhormone) sondern die auch für zahlreiche Krankheiten wie Diabetes und hormon-sensible Tumore zuständig sind (Brust- und Prostatakrebs).
Aber wo befinden sich diese Disruptoren? Vor allem im Plastik aber auch in Kosmetika (inklusive Sonnencreme und Nagellack), in Metalldosen für Lebensmittel, in Spielzeug, in Hygienetüchern, in Pestiziden und in vielen Arzneimitteln (Antidepressiva etc). Ihre Verbreitung ist so stark dass es einer Intervention von ganz oben bedürfte, um die Menge der gefährlichen Substanz mit der wir in Kontakt treten zu beschränken. Was wir tun können ist ein kleiner erster Schritt: Plastikbehälter vermeiden wenn sie abgenutzt oder nicht zertifiziert sind, unsere Ernährung auf Bio umstellen, weniger Kosmetik von höherer Qualität kaufen und Medikamente in der Schwangerschaft vermeiden (das sollte eigentlich gängiges Wissen sein). Das sind die Basismaßnahmen.
Um euch einen Eindruck davon zu geben, wie schnell unsere Reproduktionsfähigkeit sich verringert, erwähnen wir eine Studie aus China an mehr als 30.000 Männern. Im Jahr 2001 wurden die Samenspender in 56% der Fälle als medizinisch geeignet eingestuft, im Jahr 2015 war diese Rate auf 18% gesunken.
Wenn wir hoffen dass der Mensch weiterlebt, sollten wir uns darüber bewusst werden dass dies für viele nicht realisierbar sein wird. Aber in dem Moment wo man Kinder bekommt, sollte man umso glücklicher sein und einen Moment lang darüber zu reflektieren.